Veranstaltungsbericht

Black History Month - Identität und die afrikanische Diaspora

Auch an diesem Donnerstag öffnete das Amerika Haus wieder um Punkt 18:00 Uhr seine Pforten für die zweite Veranstaltung des Black History Month. Musikalische Highlights aus verschiedenen Jahrzehnten läuteten das Thema des Abends ein und verbreiteten unter den Gästen eine lockere Atmosphäre. Das Institute for Cultural Diplomacy und die Bundeszentrale für politische Bildung luden ein, um Interessierten das Thema „Identität und die afrikanische Diaspora“ musikalisch, künstlerisch sowie durch eine Podiumsdiskussion näher zu bringen. Mit einer kurzen Verspätung im Programm, begrüßten der Direktor des Instituts Mark Donfried und Professor John Long das Publikum und eröffneten die Podiumsdiskussion. Moderiert wurde die Runde an diesem Abend von Adetoun Adebisi-Küppers, die mit viel Charme und Humor beim Publikum die Vorfreude auf die Diskussion weckte.

Podiumsdiskussion: Identität und die afrikanische Diaspora
Die Diskussion begann mit der Bitte an die Redner, sich durch eine kurze Beschreibung ihrer Lebensgeschichte dem Publikum vorzustellen. Adetoun Adebisi-Küppers berichtete, dass sie 1981 im Alter von 12 Jahren, als Familienzuzug aus Nigeria nach Deutschland kam. Im Alter von 16 Jahren fand sie heraus, dass ihr in Deutschland eine schwarze Gemeinschaft fehlte. Heute ist sie Wirtschaftsingenieurin und Direktorin der CyberNomads, eine Gemeinschaft, die professionelle Anwendungen moderner Technologien für NGOs erschließt.

Tumenta Kennedy umriss ebenfalls kurz seinen Hintergrund. Er kam 1999 aus Kamerun nach Deutschland und studierte Internationales Management. Nach kurzer Zeit fand er heraus, dass ihm die Moral im Studium fehlte und er wechselte in die Wirtschaftsethik. Heute ist er Programmdirektor im Wittenberg Zentrum für Globale Ethik.

John Kantara erzählte, dass er 1964 als Sohn eines ghanaischen Vaters, der als Student nach Deutschland kam, in Bonn geboren wurde und Ende der 80er Jahre anfing seine Identität zu hinterfragen. Er war dann in der Bundesmarine, hat Politologie studiert und macht heute unter anderem Filme für ZDF und Arte.

Michael Küppers-Adebisi wuchs in einer weißen Familie auf, hat seinen jamaikanischen Vater nie kennengelernt und ging 1983 das erste Mal in die Vereinigten Staaten um eine Schwarze Gemeinschaft kennenzulernen. 1987 hat er dann „in der Sprache sein Zuhause gefunden“, studierte Literatur und Poetry & Performance und war schließlich 1996 der erste afrodeutsche Lyriker der die Bundesrepublik als literarischer Botschafter am Goethe Institut in New York beim Deutsch Nuorican Poetry Festival vertreten durfte.

Nach dieser Einführungsrunde wurde das Thema Identität in Deutschland aufgenommen. Frau Adebisi begann mit der These, dass die Identitätssuche für Schwarze in Deutschland sei als in Frankreich oder England. „Was ist das besondere an schwarzer Identität in Deutschland?“ John Long fand eine erstaunlich einfache Antwort darauf: Nichts! Der einzige Unterschied ist, dass in Europa Afrikaner, auf Grund der Kolonialgeschichte, anders behandelt werden als in den USA. Herr Küppers- Adebisi hingegen meinte, das Besondere an schwarzer Identität in Deutschland sei, die Notwendigkeit sie definieren zu müssen. Dies, so Küpper-Adebisi, sei eine Folge der deutschen Vorstellung, dass „Deutschsein“ eine Frage des Blutes, und nicht eine Frage kultureller Zugehörigkeit ist. John Kantara erinnerte an die lange Geschichte der Schwarzen in Europa, die bis in das 15 Jahrhundert reicht – eine Tradition deutlich älter als die vielzitierte Geschichte der afrodeutschen „War-Babies“. Tumenta Kennedy stellte die zentrale Bedeutung gegenseitigen Respektes in das Zentrum der Identitätsfrage. Dies sei umso wichtiger in einem Land mit 15 Millionen Einwohnern mit Migrationshintergrund. Professor Long erklärte, dass Deutsch-Afrikaner zu sein, inzwischen gesellschaftlich akzeptiert sei. Frau Adebisi stimmte dem zu und ergänzte, dass sie aus eigener Erfahrung das Gefühl habe, die afrikanische Kultur in Deutschland habe eine bemerkenswerte Entwicklung in den letzten Jahren genommen.

Weiter ging es mit einer kurzen Frage und Antwort Runde aus dem Publikum bevor Tumenta Kennedy das Schlusswort sprach und damit die Podiumsdiskussion beendete.

Poetry Performance und Konzert
Auch dieser Abend sollte wieder einen guten Mix von Kunst, Kultur und Diskussion bereit stellen. Als erster unterhielt Emmanuel Eni das Publikum mit seinem Auftritt Black Men in European Kitchen, was eine gekonnte Mischung aus Musik, Tanz und Poesie darstellte. Die begleitende Kunstaustellung konnte ebenfalls während des gesamten Abendprogramms besichtigt werden und wurde von den Gästen, wie schon beim letzten Mal, positiv angenommen. Das anschießende Konzert „The Roots of Jazz and Swing“ von Reggie Moore and Friends verbreitete schließlich eine gemütliche Stimmung im Auditorium und schaffte es wiedermal, dass unsere Gäste auch an diesem Donnerstag rundum zufrieden in die Nacht entlassen werden konnten.