Ehrung von Theodor Wonja Michael

Die neunte Veranstaltung des Black History Month, die am Donnerstagabend, dem 26. 02.2009 stattfand, hatte einen besonderen Hintergrund: sie ehrte das Leben eines der bedeutendsten und einflussreichsten Mitglieder der Afro-Deutschen Gemeinschaft in Deutschland – Theodor Wonja Michael.  Mark Donfried, Gründer und Direktor des Instituts for Cultural Diplomacy und John Matip Eichler, der durch den Abend führte, begrüßten das Publikum.

Zur Einführung in den Abend wurde Ludwig van Beethovens‘ „Kreutzer Sonata“ gespielt und John Eichler erzählte im Anschluss die interessante Geschichte die hinter diesem Musikstück steht.  Bei einer Aufführung der Sonata im Jahre 1802 war Beethovens erste Geige und Solist ein Musiker namens George August Bridgetower, dem die Sonata auch ursprünglich gewidmet war. Er war der zweite Sohn einer polnischen Mutter und eines ehemaligen Sklaven, der über Barbados nach Europa kam, und daher wurde er als `Carribean Saxon´ bekannt. George August Bridgetowers‘ Geschichte verdeutlicht die lange und komplexe Entwicklung der afrikanischen Diaspora in Deutschland und dient somit als gutes Beispiel für die Notwendigkeit des Black History Month. 

Nach dieser musikalischen Einführung sprach Eichler über die Erfahrungen, die er selbst in Ostdeutschland als Afro-Deutscher machte. Er betonte, dass es seinerzeit wenige schwarze Persönlichkeiten gab, die als eine Art Rollenmodell angesehen werden konnten. Als Gegenbeispiel nannte er Theodor Wonja Michael, der ein lebendes Beispiel dafür war und ist, wie man ein angesehenes Mitglied der schwarzen Gemeinde in Deutschland wird. Theodor Michael wurde am 15. Januar 1925 geboren und wuchs als  Halbweise bei Pflegeeltern auf, die eine Völkerschau betrieben und ihn dort auch, im Alter von 2 Jahren, als Komparsen einsetzten. Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, verdiente er sich seinen Unterhalt, indem er als Zirkusdirektor arbeitete und in zahlreichen Kolonialfilmen der UFA mitspielte. Die Rassengesetzte der Nazis galten derzeit nicht nur für Juden, sondern auch für schwarze Deutsche. 1943 kam er in ein Arbeitslager aus den ihn die Rote Armee zwei Jahre später befreite. In der Nachkriegszeit arbeitete er einige Zeit für die US Armee, holte sein Abitur nach und studierte dann in Hamburg und Paris Politikwissenschaften.  Er schloss als Diplom-Volkswirt ab, arbeitete daraufhin als Journalist und später Chefredakteur bei der Zeitschrift „ Afrika Bulletin“ und übernahm weiterhin qualifizierte Schauspielrollen in Theater, Film, Fernsehen und Radio.

Um diesen außergewöhnlichen Mann und seine Bemühungen zeit zu würdigen, überreichte Mark Donfried den Black History Month Award an Theodor Wonja Michael für seine lebenslange Arbeit als Botschafter der afro-deutschen Gemeindschaft und für sein  Lebenswerk. Theodor Michael bedankte sich  und erläuterte im Anschluss in seinem Vortrag die außergewöhnliche Petition ´32 Punkte als Bedingung Deutsche zu bleiben.‘ Sie wurde 1919 von einer Gruppe in Deutschland lebender Kameruner verfasst und beinhaltete die umfassende Darstellung der Kolonialherrschaft der Deutschen in Kamerun aus der Sicht der Kolonialisierten. Sie forderten, unter anderem, von der Deutschen Sozialistischen Republik die Gleichberechtigung und mehr Beteiligung der Kameruner bei der Verwaltung der Kolonien. Die Petition fand jedoch kein Gehör damals – dennoch, laut Michael, bleibt dieses Schriftstück ein wichtiges Dokument in der Kolonialgeschichte Deutschlands.

Für seine beeindruckende Rede erhielt Theodor Wonja Michael Standing Ovations vom Publikum. Im Anschluss daran gesellten sich Astrid Berger-Mohammad-Foghy , ehemalige Frauenvertreterin eines Berliner Bezirks, und John Eichler zu ihm auf die Bühne und führten eine Diskussion über die afrikanische Diaspora in Deutschland. Es  wurden viele Themen besprochen, unter anderem das einflussreiche Buch ´Farbe Bekennen´, bei welchem Astrid Foghy  1986 mitgewirkt hat. Es wurde außerdem erwähnt, dass die Entstehung von Organisationen wie die Initiative Schwarzer Deutscher (ISD) und ADEFRA eine Folge des Buches seien und es wurde erläutert wie diese zu Meilensteinen der Afro-Deutschen Geschichte wurden. Zum Abschluss der Diskussionsrunde wurde das Phänomen Barrack Obama besprochen und Theodor Wonja Michael betonte, dass dies „der Beginn eines neuen Zeitalters“ sei.

Im Anschluss an die Podiumsdiskussion wurde dann der Film von John Kantara ´Blues in Schwarz Weiss´(1988) aufgeführt, welcher vier afrodeutsche Biographien auf anschauliche und beeindruckende Art und Weise zeigt. Einer der im Film Porträtierten ist Theodor Michael.